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Searle, John R.

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Lebenslauf

Geboren: 31. Juli 1932 in Denver (USA)

John Searle studierte von 1949 bis 1952 Philosophie an der Universität in Wisconsin und von 1952 – 1959 in Oxford. 1959 wurde er, gerade einmal 27-jährig, auf einen Lehrstuhl der renommierten University of California in Berkeley berufen, wo er auch heute noch – 50 Jahre später – Philosophie lehrt.
Ab 1964 unterstützte Searle die amerikanische Studentenbewegung und trat als Kritiker des Vietnamkrieges auf.


Bedeutung

John R. Searle ist ein bedeutender amerikanischer Sprachwissenschaftler und Philosoph. Er ist neben Austin der wichtigste Vertreter der Sprechakttheorie und gehört zu den prominentesten Kritikern von künstlicher Intelligenz.


Lehre und Gedanken

In seinem sprachphilosophisches Hauptwerk „Sprechakte“ von 1969 entwickelte John Searle die von John L. Austin begründete Sprechakttheorie weiter. Ausgangspunkt der Sprechakttheorie war die Erkenntnis, dass jede Verwendung von Sprache eine Handlung darstellt und daher nicht losgelöst von einem lebensweltlichen Kontext betrachtet werden kann, wie einige analytische Sprachtheorien das forderten.

Searle unterscheidet dabei vier verschiedene Bestandteile einer Sprachhandlung:
1. Der „Äußerungsakt“ besteht im Hervorbringen von Äußerungen nach grammatischen und phonetischen Regeln einer Sprache.
2. Im „propositionalen Akt“ bezieht sich der Sprecher auf bestimmte Objekte der Welt (z. B. mit dem Eigennamen „Paul“ auf die Person Paul) und ordnet ihm eine Eigenschaft zu (z. B. „ist fleißig“).
3. Der „illokutionäre Akt“ bezieht sich auf die Absicht des Sprechers und gibt an, ob er einen Wunsch, einen Befehl, eine Frage etc. geäußert hat (z. B. „Ist Paul fleißig?“).
4. Der „perlokutionäre Akt“ bezieht sich auf den Erfolg des Sprechaktes beim Hörer (z. B. Ausführen eines Befehls).
Die Sprechakttheorie steht auf der Grenze zwischen Philosophie und Linguistik und hat vor allem die akademische Sprachwissenschaft beeinflusst.

Neben seinen sprachphilosophischen Arbeiten beschäftigte sich Searle ab Ende der 1970er-Jahre auch mit Problemen der Philosophie des Geistes. In seinem 1992 erschienenen Werk „Die Wiederentdeckung des Geistes“ befasste Searle sich mit Fragen des menschlichen Geistes und kritisierte vehement die Gleichsetzung von Hirn und Computer bzw. von Geist und Programm. Er betonte die Einzigartigkeit des menschlichen Geistes, der nicht künstlich reproduzierbar sei. Von diesem Standpunkt aus nahm Searle auch Stellung zum viel und kontrovers diskutierten Thema der Künstlichen Intelligenz: Ein Computer könne niemals denken oder etwas meinen, er könne sich bestenfalls wie ein Mensch verhalten. Ihm fehle – wie gut auch immer er programmiert sei – Intentionalität, d. h. der zielgerichtete Bezug auf etwas. In vielen Aufsätzen hat John Searle alle Versuche kritisiert, denkende Computer bauen zu wollen.

Neben seinen Arbeiten zu künstlicher Intelligenz hat Searle auch um eine allgemeine Theorie des Bewusstseins gerungen. Dabei erweist er sich als vehementer Kritiker jeglicher reduktionistischer Ansätze zur Erklärung des menschlichen Bewusstseins. Er weist u. a. darauf hin, dass rein biologische Erklärungen des Bewusstseins zu kurz griffen, weil sie die nicht zu leugnende subjektive Erlebnisperspektive nicht berücksichtigten. So verbiete sich eine Gleichsetzung von mentalen Zuständen (Geist) und neuronalen Prozessen (Körper). Um diesem Jahrhunderte alten Leib-Seele-Dilemma zu entgehen, nimmt Searle eine Verursachung der mentalen Zustände (des Geistes) durch biologische Zustände (des Körpers) an und erklärt Bewusstsein als eine höherstufige Eigenschaft komplexer biologischer Systeme und nichts rein immateriell Existierendes.


Hauptwerke von John R. Searle

„Sprechakte“ (1969).
John R. Searle: Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2007.

„Die Wiederentdeckung des Geistes“ (1992)
John R. Searle: Die Wiederentdeckung des Geistes. Frankfurt /M.: Suhrkamp 1996.

„Die Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit“ (1995)
John R. Searle: Die Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Hamburg: Rowohlt 1997.


Über John R. Searle

Reinhard B. Nolte: Einführung in die Sprechakttheorie John R. Searles. Darstellung und Prüfung am Beispiel der Ethik. Freiburg u. München: Alber Verlag 1978.

Erich Schäfer: Grenzen der künstlichen Intelligenz. John R. Searles Philosophie des Geistes. Stuttgart u. a.: Kohlhammer 1994.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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